Bald ist es so weit: Beim Rollout wird das diesjährige Auto des Racing-Teams präsentiert. Nach fast zwei Jahren Arbeitszeit steht der JR22 kurz vor der Fertigstellung. Die Baugruppenleiter Simon Ehm und Alexander Grebien erzählen über den langen Weg zum ersten Auto mit elektrischem Antrieb.
Nach zweijähriger Pause freut sich das Team von Joanneum Racing Graz sehr, verkünden zu dürfen, dass das heurige Rollout wieder im Audimax der FH JOANNEUM stattfinden wird. Sämtliche Augen werden dabei auf dem JR22, dem ersten Boliden mit Elektro-Antrieb, liegen. Alle Studierenden, Lehrenden und Angehörigen der FH sind herzlich eingeladen, einen ersten Blick auf das neue Fahrzeug zu werfen und mit den Weasels über dessen Entstehung und die verbauten Komponenten zu plaudern. Voraussetzung, um bei diesem Event dabei zu sein, ist die Einhaltung der 2,5-G-Regel, zudem wird um Anmeldung im Voraus gebeten. „Das Rollout wird spektakulär“, verspricht Simon Ehm, Team Leader des Departments „Battery“.
Die neue Baugruppe „Battery“
Seit der ersten Stunde ist Simon bei der Entwicklung des JR22 dabei. Eine Teamentscheidung Anfang 2020 brachte das Ergebnis, dass Joanneum Racing Graz die erfolgreiche Verbrennerära hinter sich lässt und sich einer neuen Herausforderung widmet: Ab dieser Saison wird man in der Elektro-Klasse an den Start gehen. „Es war schlussendlich ein Zeichen der Zeit. Die Entwicklung des Verbrenners wird zukünftig weniger relevant sein und wir wollen natürlich kompetitiv bleiben“, begründet Simon diesen Neuanfang. Er selbst befürwortet die Umstellung: „Es ist wichtig, dass Elektromobilität und deren Weiterentwicklung gefördert wird. Auch für uns als Ingenieure ist es daher wesentlich, dass wir Erfahrungen auf diesem Gebiet sammeln.“
Die Batterie ist das Herzstück eines Elektro-Fahrzeuges und das bedeutete: Eine spezifische „Battery“-Baugruppe muss aufgebaut werden. „Wir haben im Februar 2020 mit der Entwicklung begonnen, Zellhalter und Kühlungsblöcke von Kreisel Electric auf unsere Schaltung von vier parallelen Zellen umzubauen“, erzählt Simon, der „Elektronik und Computer Engineering“ im vierten Semester studiert. Dabei ist es notwendig, das Packaging der gesamten Batterie an die Energiedichte anzupassen und mit einem möglichst niedrigen Schwerpunkt in das Fahrzeug zu integrieren.
Insgesamt benötigt das Team zwei Batterien für den JR22: Eine Testbatterie und eine Rennbatterie. Letztere kommt schließlich bei den Bewerben zum Einsatz. „An der ersten Batterie haben wir ein Jahr gearbeitet, für die zweite haben wir dann nur mehr drei Monate gebraucht“, so der 26-Jährige, der sich im Zuge seines Praktikums mit der Batterie beschäftigt hat. Im ersten Jahr mit elektrischem Antrieb gilt es, die technischen Inspektionen zu bestehen und ein regelkonformes Auto zu bauen: „Mein Ziel ist es, dass wir heuer an allen dynamische Bewerben teilnehmen können.“
Mehr Verantwortung für „Electrics“
Als eine spannende Challenge beschreibt auch Alexander Grebien, Team Leader der Baugruppe „Electrics“, die Umstellung. Mit dieser gehen aber auch mehr Druck, Verantwortung und Arbeit für seine Baugruppe einher: „Wir hatten zuvor noch nie Hochspannung am Auto. Das ist schon etwas furchteinflößend, und die Sicherheitseinrichtungen sind dementsprechend rigoroser. Aber für mich als Elektronik-Student ist es natürlich auch eine super spannende Aufgabe.“ Gemeinsam mit seinen neuen Baugruppen-Kollegen arbeitet Alexander an Steuergeräten, Lenkrad und Inverter – oder wie er es zusammenfasst: „An allem, wo Strom drinnen fließt.“ Konkret übernimmt die Baugruppe dabei Design, Testing und Einbau der Bauteile.
Der 23-Jährige Stainzer stieß ganz zu Beginn der Planungsphase des JR22 zum Team und befasste sich mit der Entwicklung des Inverters. „Der Inverter wandelt die Gleichspannung in zeitlich richtigen Abständen in Wechselspannung um, damit sie genau für den Motor passt“, erklärt Alexander. Von den bisherigen Verbrennern konnte die Baugruppe „Electrics“ wenig übernehmen: „Rund 95 Prozent aller elektrischen Bauteile sind neu. Wenn der JR22 die ersten Meter fährt, wird das auf jeden Fall ein besonderer Moment für mich.“
Alexander hebt auch die Vorteile des E-Autos im Gegensatz zum Verbrenner hervor: „Wir können nun auch vernünftig Allrad fahren, zudem ist es möglich, dass beim Bremsen Energie zurück eingespeist wird. Das Auto wird eine ganze Ecke schneller beschleunigen.“ Dem Team steht somit eine aufregende Saison mit ganz neuen Erfahrungen bevor. Der Startschuss dafür wird beim Rollout am 8. April 2022 fallen. Bleibt nur noch die Frage, warum man das Rollout von Joanneum Racing Graz besuchen sollte? „Wir haben ein wunderschönes Auto gebaut und es wird eine tolle Show!“